Die integrative Kraft der Künste

"Musik in Europa" mit der Musik- und Kunstschule Margarete Glock aus Mühlacker im Speratushaus Ellwangen

Schon wiederholt ist die evangelische Kirchengemeinde Ellwangen als Veranstalterin eines Konzertes "Musik in Europa" im Rahmen der "Interkulturellen Woche" in Erscheinung getreten; ein konkreter Beitrag zur in der jüngsten Vergangenheit heiß diskutierten Integrationsproblematik, der am Samstag im Speratushaus zu einem hör- und sichtbaren Erlebnis wurde. Das Konzert gestaltete die Musik- und Kunstschule Margarete Glock aus Mühlacker mit einem Programm, das Musizieren, Tanzen und Bildende Kunst umfasste.

Das instrumentale Lernangebot ist breit gefächert. Bemerkenswert ist, dass die Lehrerinnen und Lehrer der Schule vor allem aus Russland stammen. Die kurzweiligen Programmpunkte wurden teils solistisch, teils im Ensemble vorgetragen und zeigten eine erfolgreiche musikpädagogische Arbeit. Kunst im weitesten Sinne wurde hier zum gesellschaftsintegrierenden Medium mit Breitenwirkung. Den Reigen der Darbietungen eröffnete Andreas Weiskopf auf dem Akkordeon mit Bachs bekannter d-moll-Toccata als Meister seines Instruments, der stilsicher, klangfarbenprächtig und manualwechselnd (obwohl ihm nur eine Tastenreihe zur Verfügung steht) musizierte. Bei der Figaro-Arie von Rossini war Weiskopfs Instrument Orchester und Vokalsolist zugleich. Seine "geschüttelte" Virtuosität und Klangentfaltung machten ihn geradezu zum "Teufelsgeiger" auf dem Akkordeon. Als feiner Kontrast dazu tanzte anschließend das Ballett der Kleinen das "Märchen über Tag und Nacht" nach eingespielter Schubert'scher Musik. Auf einfacher Grundidee fußend, wurde ausgefeilte Choreographie umgesetzt. Beeindruckend die reife Leistung der beiden Solotänzerinnen Karina Likai und Laura Denzler. Danach zeigte Melissa Forster mit "Flinke Finger" von Iwanov, was eine Siebenjährige nach einjährigem Unterricht kann. Florian Bool spielte das Tonbild "Ich ging auf den Berg" musikantisch beschwingt und mit erstaunlicher Fingerfertigkeit. Paula Eckert durfte man zunächst mit einer selbstverständlichen Sicherheit am Klavier mit E. Griegs "Kobold" hören. Debussys "Golliwogg's Cake-Walk" war musizierter Impressionismus mit klarer rhythmischer Gliederung und bewundernswerter Geläufigkeit. Jessica Winterholler (9 Jahre) weist mehrere erfolgreiche Akkordeon-Wettbwerbe vor und stellte mit "Vivo" von J. Gart ein hohes Musikempfinden, gepaart mit ausgeprägtem technischen Können unter Beweis. Staunen machte bei Camilleris "Dorlores" ihre Interpretationsstärke als ein Schwelgen in romantischen Sphären. Eine ungewöhnliche Besetzung war das Vivaldi-Adagio für Akkordeon und Cello. Hier wirkte die Verstärkeranlage, unbeschadet der Leistung der Interpreten, Hermann und Marina Schlegel, eher störend. Ganz anders beim nachfolgenden "S'il vous plait" von Piazzola mit seinen exakten Akkordeinwürfen zur schönen melodischen Cello-Linie. Bei "Tango-Liebe" von Rosenfeld verströmten beide Instrumente ausgeglichen klingend ein geradezu ideales Ergänzen. Auf dem Weg zur Meisterschaft darf Vitalij Krotov gesehen werden. Die "Karamel Auktion" von Bagilin des Zwölfjährigen ließ durch die umwerfende Repetition und das filigrane Spiel auf dem Akkorden aufhorchen. Karin Likai zauberte mit "Piccolo Zar" von di Pasquale Melancholie in den Raum. John Jaufmanns laufgeprägter "Gopak" wurde konzentriert vorgetragen und "Der kleine Muck" von Angelika Vogel und John Jaufmann in versiertem Ensemblespiel zum Vortrag gebracht. In der Pause durften die teils großflächigen bildnerischen Arbeiten bewundert werden. Man könnte sie thematisch als "Blick in die Natur" umschreiben. Hier herrscht klare Gegenständlichkeit vor mit einer phantasievollen sich ergänzenden Farbgebung. Interessant die behutsam gepflegte Entwicklung aus der Kinderzeichnung.

Beeindruckend, sowohl vom Kostüm, der Bewegungsgrazie und dem sicheren Tanzschritt war das orientalische Flair, das die Tänzerinnen Natalie Remchen und Julia Degenstein zur Augenweide machten. Eine Glanznummer war der Solotanz "Sehnsüchtiges Erwarten", den Alfira Margulis souverän vorführte. Hier wurde mit sparsamen, aber klar ausdrückenden geschmeidigen Bewegungen eine bis ins Skulpturhafte gesteigerte Darstellung getanzt. Dem Piccolo-Orchester war die Freude am Spiel anzusehen.